Kulturnadel-Preisträger (2): Artur Domingues vom Verein Os Lusitanos wird für die seit 25 Jahren ausgerichteten Fado-Abende ausgezeichnet. Denn diese verbinden Portugiesen und Deutsche
Paderborn. Die Einstimmung erfolgt gleich am Eingang, da müssen die Gäste gar nicht lange warten. Eine herzliche Begrüßung ist der Prolog zu den Abenden, die von einer gewissen Schwere und zugleich Lebensfreude geprägt sind. Abende, an denen nicht getanzt wird, obwohl doch Musik die bestimmende Größe ist. Die Fado-Abende des Vereins Os Lusitanos in der Kulturwerkstatt sind ein fester Teil im Paderborner Kulturleben - mit einem Zuspruch nicht nur bei der portugiesischen Gemeinschaft in der Stadt. Auch viele Deutsche schätzen die Veranstaltungen. Der Motor, Botschafter und Vermittler des Vereins ist der Vorsitzende Artur Domingues aus Schloß Neuhaus. Am Donnerstag erhält der 55-Jährige dafür die Paderborner Kulturnadel.
Artur Domingues lebt seit 1980 in Paderborn. Bereits acht Jahre zuvor war sein Vater aus Portugal an die Pader gezogen, der Nachzug der Familie war jedoch erst später möglich. Fast genauso lange, wie er hier lebt, mittlerweile 36 Jahre, ist er bei der Firma Benteler tätig: In der Instandsetzung des Werks an der Wollmarktstraße, wo er im Drei-Schicht-Betrieb ran muss.
So entstand Os Lusitanos
In seinen ersten Jahren in Paderborn liegt auch der Ursprung von Los Ositanos. Denn seit 1983 sind Portugiesen beim Internationalen Sport- und Spielfest in den Paderauen vertreten. Margot und Hermann Temme, die das Spielfest organisieren, hatten bei Domingues angefragt, ob er für die Premiere der Veranstaltung eine Tanzgruppe auf die Beine stellen könne: daraus wurde Os Lusitanos: Der Name leitet sich von der ursprünglichen Bezeichnung des portugiesischen Volks ab und steht für Brauchtums- und Sprachpflege innerhalb der portugiesischen Gemeinschaft.
Os Lusitanos ist einer der Gründungsvereine der Kulturwerkstatt Paderborn - und Domingues seitdem im Kulte-Vorstand. Hier gab es im Jahr 1993 anlässlich des zehnjährigen Bestehens auch die Premiere des Fado-Abends. Danach war zwar erst einmal eine kurze Pause. Doch seit 1996 wurde die Kulte regelmäßig zur Bühne für den Fado, teilweise sogar zweimal im Jahr. Im November folgt die 27. Auflage.
Nach den Anfängen in der Cafeteria der Kulturwerkstatt mit 120 Personen sei es schließlich in den großen Saal gegangen. Hierfür könnten zwar mehr Karten verkauft werden, doch bei 266 Personen sei bei der gewollten Bestuhlung Schluss, sagt Domingues. Sonst gehe das besondere Flair verloren. Die Fado-Abende verstärkten die Verbundenheit und die Freundschaft mit Menschen in Paderborn und anderen Städten und begeisterten sie für die portugiesische Kultur, sagt Domingues. "Die Musik und die Atmosphäre gefallen den Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet." Den Fado selbst beschreibt er als "eine melancholische Musik über die Liebe, die Heimat und die Menschen in Portugal".
Protugiesische Küche darf nicht fehlen
Wichtig für einen gelungenen Fado-Abend ist die portugiesische Küche: Dazu gehört unter anderem die Grüne Suppe (Caldo verde) mit einem speziellen Grünkohl, pürierten Kartoffeln und, ganz wichtig, portugiesischem Olivenöl. Das Essen wird von den Mitgliedsfamilien zubereitet. "Ohne ein starkes Team wäre das nicht möglich", sagt Domingues. Einige Mitstreiter sind seit der Gründung 1983 dabei. Der erweiterte Vorstand besteht aus 25 Leuten, zum Verein gehören etwa 40 Familien - auch anderer Nationalitäten wie Brasilien.
Zuletzt kam auch noch ein Flamenco-Abend hinzu, den Os Lusitanos mit der federführenden Beate Fehn organisiert. Man unterstützt sich eben gegenseitig. Und zum 30-jährigen Bestehen der Kulturwerkstatt organisiert Domingues mit Michael Werner vom Jazz-Club einen Jazz-Abend. Doch Os Lusitanos hat nicht nur Musik im Sinn. Immer donnerstagnachmittags bietet der Verein in Schloß Neuhaus auch muttersprachlichen Unterricht an.
Ein besonderer Fado-Abend im Jahr 2011
Besonders im Gedächtnis geblieben ist Domingues der Fadoabend im November 2011: Unmittelbar danach wurde der Fado von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt. Da seien er und alle anderen mächtig stolz gewesen, sagt Domingues.
Gern verweist der Vereinsvorsitzende zudem auf Paderborns offenbar hervorragenden Ruf. Manuel Silva, der frühere portugiesische Konsul aus Osnabrück nenne es "die Hauptstadt des Fado in Deutschland". Das liegt auch an der Qualität der auftretenden Künstler. Sofern es geht, hört sich Domingues zuvor alle an. Oder er bekommt einen Tipp aus dem Vorstand.
Jeder Künstler, der das erste Mal auf der Bühne der Kulturwerkstatt steht, bekommt eine Drei-Hasen-Medaille als Andenken. Im Einzelfall entstehen gar Freundschaften. Mit Ivo Guedes, den Domingues für den besten Spieler der Portugiesischen Gitarre in Deutschland hält, begrüße er sich mit "Bruder". Stärker kann Fado wohl nicht verbinden.
[Copyright © Neue Westfälische 2018, Holger Kosbab]